Birma, Burma, Myanmar

Nachdem wir den indischen Subkontinent erfolgreich von West nach Ost durchquert haben, erreichen wir nun Südostasien, so nennt man die Region östlich von Indien und südlich von China und das erste Land in dieser Region ist für uns nun Myanmar, so heißt das Land seit 1989 offiziell, nachdem es vorher Birma oder Burma hieß. Das Land wird seit 1962 von verschiedenen Militärregierungen geführt und hatte sich in der Vergangenheit nach außen hin neutral verhalten und sich stark abgeschottet. So blieb es von den Auswirkungen der heftigen indochinesischen Kriege verschont, jedoch gab es im Inneren des Landes heftige ethnische Konflikte und Auseinandersetzungen mit Drogenbaronen, das Land verarmte und es kam zu gewalttätigen Protesten, die ebenso gewaltsam niedergeschlagen wurden. Zwangs- und Kinderarbeit, Folter, Zwangsräumungen von Dörfern, Verletzung von Menschenrechten und Einsatz von Kindersoldaten wurden vom Internationalen Roten Kreuz immer wieder öffentlich angeprangert.

So verwunderte es uns überhaupt nicht, dass wir als Overlander, die das Land mit dem eigenen Fahrzeug bereisen möchten, einen Guide und einen Offiziellen der Regierung als Begleitung vorgeschrieben bekommen.

Seit dem Jahr 2010 ist ein Demokratisierungsprozess im Gange und während unseres Besuchs in Myanmar findet unter Beobachtung der EU eine Wahl statt, die die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi deutlich gewinnt. Sie hatte bereits 1990 eine Wahl gewonnen, danach ignorierte jedoch die Militärregierung das Ergebnis und stellte Aung San Suu Kyi unter Hausarrest.

Die Menschen waren nach dieser Wahl so euphorisch, dass einige Gäste in einer Kneipe unsere Getränkerechnung  übernahmen. Wir hoffen für die Menschen in Myanmar, dass sich ihre Träume erfüllen mögen und die Aufbruchsstimmung lange anhält.

Bereits in New Delhi hatten wir uns die Visa für Myanmar besorgt und um die Kosten für den Guide und die Genehmigungen zu reduzieren, hatten wir im Internet nach anderen Reisenden gesucht. Auf unsere Anzeige in ‚overland-to-asia‘ hatten sich Claire und Emiel gemeldet und später fanden wir noch Susi und Werner. Nach einigem Hin und Her stießen dann noch 3 australische Motorräder zu uns und obwohl wir nun 6 Fahrzeuge waren, bezahlten wir immer noch 800 US$ pro Person für 14 Tage Myanmar, Kosten für Unterkunft, Treibstoff und Verpflegung kommen jedoch noch hinzu.

So wurde nun unsere Gruppe, bestehend aus Werners Sprinter, Emiels Toyota, den 3 australischen Motorrädern und unserem Beast, von einem Minivan begleitet, in dem Vingh, ein Mitarbeiter der Reiseagentur Burma Senses, der Mitarbeiter der Regierung, Nyi, der Guide und Joe, der Fahrer saßen.

Dieses Quartett brachte uns erfolgreich von Indien über die Grenze nach Myanmar und an diesem Tag hatten wir auch noch eine gehörige Strecke zu fahren, sodass wir erst gegen 18.30 Uhr unser erstes Etappenziel Gangaw erreichten.  Gegen 17 Uhr begann es bereits zu dämmern und keiner der Reisegruppe fährt gerne bei Dunkelheit, da dieses sehr gefährlich ist, denn die Straßen sind schlecht und auf diesen sind viele Menschen und schlecht beleuchtete Fahrzeuge unterwegs.

So kam es am Abend schon zu einem kleinen Disput, als Ard, ein australischer Motorradfahrer dem Guide lautstark seinen Unmut mitteilte, und ständig das f***-Wort benutze. Heute ist der erste Tag und Nyi, der Guide tat sein Bestes, das konnte heute jeder sehen, also bat ich Ard darum, seine Wortwahl zu ändern und doch etwas höflicher zu sein. Daraufhin verließ er wütend die Gruppe und Maik, sein 19-jähriger Sohn folgte ihm.

Die beiden sind schon seit 3 Jahren auf dem Motorrad in der Welt unterwegs, aber seit einigen Wochen hat Ards Frau die beiden verlassen, vielleicht steckt das noch in ihm drin.

Wir drei mit den Autos schlafen die ganzen 14 Tage in den Dachzelten, bzw. im Sprinter, die Biker nehmen sich immer ein Zimmer.

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf und sind bereits um 07.00 Uhr auf der Straße. Wir haben in den 14 Tagen ein strenges Programm, ca. 3.000 km bis zur thailändischen Grenze und jede Menge Sightseeing. Heute fahren wir bis Mandalay, der letzten Hauptstadt des alten birmanischen Königreichs und der zweitgrößten Stadt Myanmars, erreichen diese aber auch erst wieder spät, so gegen 19.30 Uhr.

Mandalay muss etwas Magisches haben, viele Musiker haben Lieder über diese Stadt geschrieben und gesungen, u. a. auch Frank Sinatra, Robbie Williams, Midnight Oil, Electric Light Orchestra, The Eagles, Elton John mit Leon Russel und Erdmöbel. Am Abend stand der Sonnenuntergang auf der längsten und ältesten Teakholzbrücke der Welt auf dem Programm, leider verpassen wir diesen, denn als wir eintreffen ist es bereits Nacht.

Am Morgen soll es wieder früh weitergehen, aber die Biker streiken. Karen, gebürtige Schottin und jetzt Australierin ist mit ihrem Mann Vince auf einer BMW auf dem Weg von Großbritannien nach Australien und macht nun gewaltig Stress. Sie weigert sich partout weiterzufahren und verlangt eine schriftliche Bestätigung des Managements von Burma Senses, dass sie an keinem Tag in Myanmar wieder in die Nacht hinein fahren muss. Somit blockiert sie die ganze Gruppe, mich wundert es stark, dass sie es durch den Nordosten Indiens geschafft hat, wo doch dort noch das witch hunting so verbreitet ist. Nun ist Vingh gefragt, Vertreter von Burma Senses, er verspricht nicht mehr bis in die Nacht zu fahren, aber keiner glaubt ihm das. Wir schlagen nun den Bikern vor, weiterzufahren und dem Management Zeit zu geben, einen neuen Reiseplan auszuarbeiten, den Vingh am Abend vorstellen soll.

So starten wir dann mit 1 ½-stündiger Verspätung unsere heutige Etappe, die bereits verkürzt wurde. Am Abend präsentiert Vingh den neuen Plan, Rangun und Mrauk U sind gestrichen worden, sehr zum Leidwesen von Werner und Susi, die aber letztendlich zustimmen, damit der Friede in der Gruppe erhalten bleibt.

Am darauffolgenden Tag besichtigen wir eine Höhle mit über 8.000 Bildnissen des Buddha.  Als wir wieder herauskommen ist ein Reifen von Vince‘ Motorrad platt und er wechselt mit Hilfe von Ard den Reifen, leider erreichen wir auch heute die Unterkunft nicht bei Tageslicht. Kleinlaut entschuldigt sich Karen an diesem Abend bei den Anderen.

Nach diesen kleinen Startschwierigkeiten und der Grüppchenbildung Autos vs. Bikes geht es dann endlich richtig los und wir können die Zeit in Myanmar genießen. Als nächstes fahren wir nach Nyaung Shwe und von dort aus zum Inle See. Wir machen eine Bootsfahrt und besichtigen eine Seiden- und Lotusproduktion. Besonders interessant ist es wie aus den Stengeln der Lotusblume die Fäden gewonnen und zu Garn gesponnen werden, leider sind die fertigen Schals und anderen Lotusprodukte unbezahlbar. In einem netten Restaurant auf dem See legt unser Boot zum Mittagessen an, als wir wieder ablegen möchten und sich fast alle Leute auf dem Bootssteg befinden, bricht dieser ein. Es entsteht eine kleine Panik und einige gehen unter, Ards Nikon Kamera ist nach dem Tauchgang nicht mehr zu gebrauchen und Karen ist pudelnass.

‚Karma knows everyones adress‘ – aber zum Trost kriegen die Geschädigten ein T-shirt oder einen Longji [Londschi], den traditionellen Wickelrock der Burmesen vom Restaurant geschenkt.

Wir besuchen noch eine Produktion von Schirmen, deren Bezug aus Shen-Papier hergestellt wird. Interessant ist, dass das Papier aus den Blättern des Maulbeerbaumes hergestellt wird. Der Maulbeerbaum ist ein echtes Multitalent. Die Seidenraupen fressen ausschließlich Blätter dieses Baumes, aus den Blättern kann man dieses Papier herstellen, die Früchte schmecken sehr gut und letztendlich findet auch das Holz Verwendung.

Aufgrund des verkürzten Tourplanes haben wir jetzt nachmittags auch mal etwas mehr Zeit und einmal sind wir gegen 15 Uhr schon an den Autos. Diese parken direkt vor dem Hoteleingang, in dem die Biker ihre Zimmer haben. Wir trinken zusammen mit Claire und Emiel ein paar Bier, Emiel dreht dann Metallica etwas auf und wir steigen auf Mandalay Rum um, die Musik wird immer lauter und inzwischen spielt Emiel auf der Rumflasche Luftgitarre in seinem pakistanischen Shilwar Kamez. Es ist ein super Abend mit einem kleinen Kater am Morgen. Vor einem deutschen Hotel wäre so etwas undenkbar gewesen, die Mitarbeiter winken noch freundlich als wir wegfahren.

Der weitere Weg nach Thailand führt uns zum Mount Popa, das uns stark an Meteora erinnert. Annette wird auf dem Weg nach oben zum Tempel von einem Affen belästigt, der um alles in der Welt ihre Wasserfalsche will. In Bago besuchen wir die Shwemawdaw Pagode, die mit ihren 114 m als die höchste der Welt gilt, sowie den Goldenen Felsen, der nur durch ein Haar des Buddha im Gleichgewicht gehalten wird.

Nach 14 Tagen erreichen wir die Grenze zu Thailand, mit Werner , Susi, Claire und Emiel haben wir uns super verstanden und hatten eine tolle, gemeinsame Reise, die Motorradfahrer sind nach dem Grenzübertritt ohne ein Wort des Abschieds einfach davon gefahren.

Myanmar hat uns mit seinen Menschen, seinen Landschaften und seiner Kultur super gut gefallen und wir wären gerne länger geblieben und hätten gerne mehr Freiräume gehabt. Nach dem Wahlsieg der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hoffen wir für dieses Land, das es sich weiter öffnet und sich gut entwickelt.

In Thailand verbringen wir noch zwei Tage gemeinsam mit Naglwitz und ‚This life outside‘ bevor sich unsere Wege wieder trennen. Emiel und Claire fahren in den Norden und dann nach Laos, Susi und Werner parken ihr Auto in Chiang Mai und fliegen zurück nach Österreich und wir wollen an den Beach und uns von den Strapazen in Indien und Myanmar erholen.

Ab in den Urlaub!

 

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